Projekt "Hospiz macht Schule"
Nach längerer intensiver Vorbereitung kam das Projekt "Hospiz macht Schule" erstmalig in der Klasse 4 b der St. Martinus-Grundschule in Hürth-Fischenich zur Durchführung. Während einer ganzen Woche wurden die Themen: Werden und Vergehen, Krankheit und schwere Krankheit, Sterben und Tod, Trauer und Trösten kindgerecht und auf dem Erfahrungshintergrund der Kinder zusammen mit der Klassenlehrerin und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sehr anschaulich erarbeitet. Vorher wurden die Eltern der Kinder über Inhalt und Zielsetzung der Projektwoche bei einem Elternabend informiert. Da es sich um ein Pilot-Projekt - auch kreisweit - handelte und auch die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden sollte, wurden den Eltern und der eingeladenen Presse am letzten Tag der Projektwoche die Ergebnisse vorgestellt.

Falls Sie die Ergebnisse dieses Projektes interessieren, so können Sie hier weiterlesen oder die Ausstellung mit vielen informativen Fotos und Presseberichten im Schaufenster unseres Hospizbüros in Alt-Hürth anschauen.
Hospiz macht Schule
Im Jahr 2010 haben wir zum ersten Mal in Hürth eine Projektwoche „Hospiz macht Schule“ in einer Grundschule gestaltet. Fünf ausgebildete Ehrenamtliche und die Koordinatorin haben an fünf Tagen jeweils 4 Unterrichtsstunden in einem vierten Schuljahr in vier Gruppen gearbeitet. Die Klassenlehrerin war in dieser Zeit der Ansprechpartner für pädagogische Fragen.
Montag
Thema des Tages:
Werden und Vergehen – Wandlungserfahrungen
Nach der Begrüßung wurden die Gruppen eingeteilt und die Namensschildchen verteilt. Jeder wählte eines der bunten Bänder und diese wurden zu einem großen Kreis verknüpft. Dies versinnbildlicht die Gemeinschaft, die wir in dieser Woche eingehen. Mit dem Lied "Der Himmel geht über allen auf" als Anfangsritual haben wir dann mit der Arbeit begonnen. Die Klasse verfolgte sehr aufmerksam den vorgelesenen Text "Zairas Himmelsreise". Die Schüler äußerten sich spontan zu dem Gehörten, und die verschiedenen Symbole wie Sonne, Mond, dunkle und helle Wolken und grüne Bäume wurden an die Tafel geheftet. In den Kleingruppen beschrifteten die Kinder helle Wolken mit schönen und glücklichen Erlebnissen aus dem eigenen Leben und dunkle Wolken mit traurigen und schlimmen Erlebnissen. Diese Wolken wurden im großen Kreis den anderen Gruppen vorgestellt und mit Wäscheklammern an der vorbereiteten Leine befestigt. Jedes Kind erhielt seine Sammelmappe, und die kleinen Wolken kamen als erstes dort hinein. |
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Nach der großen Pause suchte sich jeder im Ruheraum einen Platz. Zu einer schönen Meditationsmusik ging es auf eine Fantasiereise mit der Entstehungsgeschichte eines Schmetterlings. Ganz vorsichtig wurden die Kinder von der Klassenlehrerin wieder in unsere Zeit zurückgeholt. Beim anschließenden Malen erzählten die Schüler in den kleinen Gruppen, was sie bei der Fantasiereise erlebt hatten.
Nun wurden die vorher eingesammelten Fotos aus den unterschiedlichen Lebenssituationen der Kinder auf Plakatkarton in den Gruppenfarben aufgeklebt. Bei dieser Arbeit erzählten die Schülerinnen und Schüler, welche Veränderungen sie an sich entdeckt hatten. Wir verändern uns ständig. Auch die Ehrenamtlichen hatten Fotos aus ihrer Kindheit mitgebracht. Es war eine interessante und lustige Arbeitseinheit. Diese Zusammenstellungen wurden an der Tafel angebracht und es war für alle interessant zu sehen, wie sich jeder verändert hat.
Zum Abschluss wurde wieder „Der Himmel geht über allen auf“ gesungen. Das Lied hat sich schon gefestigt und einige summten die Melodie noch beim Hinausgehen aus der Klasse.
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Dienstag
Thema des Tages:
Krankheit und Leid
Nach dem Anfangsritual sprachen die Kinder über Krankheiten, die sie schon selber gehabt hatten. Es kamen viele persönliche Erlebnisse zur Sprache. In den Kleingruppen konnte jedes Kind Krankheiten benennen und aufschreiben. Diese Notizen wurden in die eigene Sammelmappe geheftet. Nun überlegten sich die Schüler in den Kleingruppen zwei Krankheiten, die sie in der Großgruppe pantomimisch darstellen wollten. Die anderen Gruppen mussten dann die dargestellte Krankheit raten.
In der Kleingruppe wurden jetzt Fragen zu Krankheiten vorbereitet, die von den Schülern der Ärztin gestellt werden konnten.
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Nach der Pause setzten sich alle in den Kreis und wir hatten das Glück, dass eine der Ehrenamtlichen von Beruf Ärztin ist und so war schon eine Vertrautheit da. Die Schülerinnen und Schüler hatten interessante Fragen vorbereitet. Es war für alle eine schöne, aber auch anstrengende Stunde.
Die folgende Arbeitseinheit befasste sich in Kleingruppen mit dem Aspekt: Was hat mir gut getan, als ich mal krank war? Hierbei konnten die Ehrenamtlichen auch schon ein wenig von ihrer hospizlichen Arbeit erzählen. Was bei einer Krankheit gut tut, wurde auf große Plakate geschrieben. In der großen Runde konnte jede Gruppe ihr erstelltes Plakat vorstellen. Diese wurden im Klassenraum angebracht.
Zum Abschlussritual gingen wir in den Meditationsraum. Hier haben wir Platz genug und wir werden von nun an immer den Anfang und das Ende des Unterrichtes hier halten.
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Mittwoch
Thema des Tages:
Sterben und Tod
Nach dem Anfangsritual äußern sich die Kinder zu den zwei Bildern aus dem Buch Julia bei den Lebenslichtern. Auf dem ersten Bild entdeckt man in einem gemütlichen Zimmer (Altenheim) eine Großmutter, die ihrem Enkelkind aus einem Bilderbuch vorliest. Auf dem zweiten Bild sieht man das gleiche Zimmer, die Großmutter liegt krank in ihrem Bett. Das Zimmer ist zu einem Krankenzimmer geworden, mit Utensilien zum Pflegen und abgedunkelt zum Schutz der Kranken. Das wird von den Kindern sehr deutlich herausgearbeitet, als sie erzählen sollen, was sie auf den Bildern sehen. Über diese Bilder kommen wir in den Kleingruppen zu der Frage; "Habt ihr schon einmal erlebt, dass jemand so krank war, dass er nicht mehr gesund wurde?" Die Schüler erzählen von ihren Erfahrungen. Anschließend überlegen sie sich, was sie eventuell für einen Schwerkranken tun können. Die Kinder schreiben ihre Vorstellungen auf Kärtchen und lesen sie anschließend in der Kleingruppe vor.
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In der Großgruppe wird aus dem Buch "Hat Opa einen Anzug an" vorgelesen. In diesem Buch erlebt ein kleiner Junge die Beerdigung des Großvaters, mit anschließendem "Leichenschmaus".
Nach der Pause sehen wir zusammen einen Ausschnitt aus dem Film "Wie ist das mit dem Tod", aus der Reihe Willi will’s wissen. In diesem Teil des Films geht es um die Arbeiten eines Bestatters. Die Schüler äußern sich dazu und schreiben in den Kleingruppen Begriffe auf, die sie einem Bestatter zuordnen.
Im zweiten Teil des Filmes geht es um Jenseitsvorstellungen. Die Kinder erzählen, was sie davon schon gehört haben. Sie malen ein Bild mit ihren eigenen Jenseitsvorstellungen. Die Bilder werden in der Gruppe vorgestellt. Die unterschiedlichen Vorstellungen in anderen als den christlichen Glaubensgemeinschaften kommen kurz zur Sprache oder werden als Information in die Sammelmappen gelegt. In der Kleingruppe wird darauf geachtet, dass jeder seine eigene Vorstellung hat und auch haben darf. Der Tag endet mit dem Abschlussritual.
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Donnerstag
Thema des Tages:
Vom Traurigsein
Nach dem Begrüßungsritual schauen wir gemeinsam den dritten Teil des Filmes an. Er handelt von Herrn Welde, der dem Sterben ganz nahe ist. Dieser spricht offen über seine Trauer, dass er Abschied nehmen muss. Er hat aber keine Angst vor dem Tod. Der anwesende Sohn erzählt auch von seinem Traurigsein. Die Schüler sind sehr betroffen und sprechen von ihren unterschiedlichen Gefühlen beim Traurigsein. Diese Gefühle stellen die Kinder mit Fingerfarben dar. Die Leitfrage ist: "Gib deinem Gefühl Farben". Es entstehen eindrucksvolle Bilder, die auch in der Großgruppe von den Kindern erklärt und besprochen werden.
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Nach der Pause wird der letzte Teil des Filmes angeschaut. Hierin wird bildlich gezeigt, wie es einem Menschen geht, der durch den Tod eines lieben Angehörigen seine Wurzeln verloren hat. Er hat keinen sicheren Stand mehr. Es dauert recht lange, bis er wieder Wurzeln gebildet hat und alleine "stehen" kann.
Danach werden die von den Ehrenamtlichen vorgezogenen Prunkbohnen umgetopft, damit sie sich in frischer Erde weiterentwickeln können. Zum Abschluss werden Fragen an die Eltern aufgeschrieben. Die Kinder dürfen ihre Eltern alles fragen, was sie interessiert.
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Freitag
Thema des Tages:
Trösten
Im Stuhlkreis besprechen die Kinder, was wir für einen Trauernden tun können. Spontanäußerungen. In den Kleingruppen können die Schüler auf einem vorbereiteten Blatt in einer Farbe ankreuzen, wie sie gerne getröstet werden wollen. Mit einer zweiten Farbe kreuzen sie an, was sie gerne für einen Trauernden tun möchten. Nach dieser Stillarbeit werden die Antworten in den kleinen Gruppen vorgelesen. Jedes Kinde kann selber entscheiden, ob und was es vorlesen möchte.
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In den Kleingruppen können die Kinder anschließend Trostbriefe an jemanden, den sie sich selbst aussuchen, schreiben. Im Stuhlkreis besprechen wir noch einmal, was wir tun können, wenn jemand in unserer Klasse traurig ist. Wie können wir ihn trösten? Diese Antworten werden auf vorbereitete Blattformen geschrieben und danach an eine Ranke geklebt. Es entsteht ein Plakat mit vielen Ideen, wie wir einem traurigen Klassenkameraden helfen können. Im Ruheraum wird mit den Kindern zum Abschluss noch ein Lastentanz eingeübt. Die Musik ist anfangs schwer und träge – wir alle haben in dieser Woche vieles gehört, was uns auf den "Schultern liegt". Dann entwickelt sich die Musik immer leichter und beschwingter, so dass wir die Last von unseren Schultern abschütteln können. Der Tanz wird noch einmal wiederholt.
Nach der Pause sind die Eltern eingeladen, sich das Ergebnis der Projektwoche anzusehen. Gemeinsam wurde noch einmal der Film angeschaut und auch der Lastentanz wurde den Eltern vorgestellt. Zum Abschluss haben wir ein letztes Mal "Der Himmel geht über allen auf" gesungen. Dann sollte das Band wieder entknüpft werden, was allerdings schwieriger war, als wir dachten.
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Für ein nächstes Projekt "Hospiz macht Schule" können Sie sich gerne an uns wenden.
Die Eltern der Kinder werden vorher bei einem Elternabend über Inhalte und Zielsetzung des Projektes informiert. Durchgeführt wird das einwöchige Projekt von 5 Ehrenamtlichen unseres Hospizvereins und einer Koordinatorin.